Evangelisation, Taufe und der Missionsbefehl

Ist mit der Taufe alles in trockenen Tüchern und die Evangelisation abgeschlossen? Nein, wenn wir so denken, verpassen wir einen wichtigen Aspekt des Missionsbefehls Jesu.

Evangelisation, Taufe und der Missionsbefehl

Wann ist eigentlich Evangelisation abgeschlossen?

Wir hatten neulich in unserer Gemeinde eine Taufe. Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn sich Menschen zu Jesus bekennen, mutig den Schritt ins Wasser gehen und damit ein Zeichen setzen, dass Jesus nun ihr Herr ist, sie seine Vergebung annehmen und sich für den Heiligen Geist als Leiter, Beistand und Tröster öffnen.
Mit der Taufe fängt sein Leben als Christ so richtig an und bei den Menschen, die mit ihm den Weg bis dahin gegangen sind, könnte sich jetzt das Gefühl einschleichen, dass die Sache geritzt ist. Seine Evangelisation war damit "erfolgreich". Wir waren Jesus treu und haben wieder das gemacht, was er uns geboten hat, bevor er die Erde für einige Zeit verlassen hat.

Dann kanns ja weiter gehen. Gut, dass wir uns gleich auf das nächste Evangelisationsprojekt vorbereiten. Und damit unsere Blicke auf die nächsten Menschen richten, die die Gute Botschat Gottes noch hören und annehmen sollen. Unsere Arbeit ist hier ja noch nicht erledigt, wenn wir an den Missionsbefehl denken. Nach der Evangelisation ist vor der Evangelisation.

Was für ein Gefühl kommt gerade in dir hoch? Denkst du ja, gut das es jemand sagt. Wir sollten uns nicht auf dem Erlebten ausruhen, sondern immer den Blick nach außen richten und all die anderen Menschen nicht aus den Augen verlieren? Oder hast du vielleicht ein mulmiges Gefühl und denkst Moment mal, ist das alles, was wir anstreben? Wir begleiten Menschen zur Taufe und dann? Ist das wirklich das Ende?
Für beide Seiten könnte man sich auf den Missionsbefehl stützen. Aber wie ging der denn nochmal?

Der Missionsbefehl: Was Jesus uns wirklich aufgetragen hat.

So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

So die Worte Jesu nach Mt 28,19. Ja da stehts! Alle Völker taufen! Das ist der Auftrag Gottes. Menschen das Evangelium verkünden, ihnen aufzeigen, dass Gottes unvergleichliche Liebe wirklich auch in ihrem Leben Einzug erhalten will. Sie von Sünde überführen möchte, ihnen Vergebung Gottes zuteilwerden lassen will und sie in eine ewige Beziehung mit ihrem Schöpfer einlädt. Das bekennen sie dann mit der Taufe und super damit haben wir es ja!

Das ist der erste und wichtige Schritt in die Nachfolge Jesu. Menschen zum ersten Schritt zu bewegen, ist ein ganz besondere und teilweise auch herausfordernde Aufgabe, die wir klassischerweise als Evangelisation oder auch Mission bezeichnen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Mission und Evangelisation?


Fragt man Wikipedia. Dann bekommt man für Evangelisation folgendes:

Evangelisation oder Evangelisierung (eher im katholischen Bereich gebräuchlich) bezeichnet die Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus. Sie kann sowohl im Sinne der Missionierung Nicht- oder Andersgläubiger betrieben werden, die auf die Bekehrung (Konversion) und Taufe der Angesprochenen abzielt, als auch im Sinne einer Katechese zur Neubelebung oder Wiedererweckung des Glaubens bereits getaufter Christen.

Mission wird wie folgt definiert:

Der Begriff Mission leitet sich von lateinisch missio (Sendung) ab und bezeichnet im Christentum die Verbreitung des Evangeliums. Das Wort Evangeliumentstammt der griechischen Sprache und bedeutet „gute Nachricht“ oder „frohe Botschaft“. Um diese zu übermitteln, können ggf. auch Missionare(„Sendboten“) eingesetzt werden.

Grundsätzlich ist Mission als allgemeiner christlicher Auftrag zu verstehen, zu der jeder getaufte Christ berufen ist. Er richtet sich aber oft auf bestimmte Gebiete oder Zielgruppen und verfolgt das Ziel, Menschen gezielt mit dem christlichen Glauben in Berührung zu bringen. Dazu werden Missionare oft nach Eignung ausgesucht, geschult und trainiert. Eine Bekehrung von Menschen zum christlichen Gott bedeutet nach christlicher, auf dem Wort der Bibel beruhender Auffassung zugleich Rettung und Angebot für ein gelingendes, sinnerfülltes Leben, die Zurückweisung nach katholischer Kirchenlehre zugleich Verdammnis und Tod (siehe Hölle).

Im Grunde liest sich beides sehr ähnlich. In den meisten Gemeinden und im normalen christlichen Sprachgebrauch wird dahingehen unterschieden, ob es im Inland (Evangelisation), oder im Ausland (Mission) geschieht. Ich vermute, dass das auf das Bestreben der frühen Missionswerke im 17 Jhd. zurückgeht. Wo doch das Bestreben stark war, unerreichte Menschen, die nie mit dem Christentum in Kontakt waren, das Evangelium zu verkünden. Das wurde dann mit den recht modernen Evangelisation-Großveranstaltungen im 20. Jhd kontrastiert, wodurch diese Unterscheidung im Sprachgebrauch entstand.

Persönlich finde ich tatsächlich die Unterscheidung nicht ganz glücklich, da sie den Wert im eigene Land das Evangelium zu verbreiten, etwas abschwächt und Mission als etwas Exklusiveres ansieht. Aber das ist vermutlich ein Thema für einen eigenen Post.

Das würde auch schon passen, wenn da dieses eine Wort von Jesus nicht wäre. "Macht zu Jünger", sagt Jesus. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich angefangen habe selbst darüber nachzudenken, ob das eine Relevanz hat und ob wir damit nicht was Entscheidendes vergessen.

Was heißt es eigentlich Jünger zu machen/ zu sein?

Mein erster Gedanke fällt auf die 12 Jünger von Jesus. Jesus hatte Jünger. Und mit denen hat er halt sein Leben geteilt, war mit ihnen unterwegs für seine ungefähr 3 Jahre aktiver Dienst. Also ist das wohl ein längerer Prozess. Und kann nicht so abrupt enden. Und dazu kommt noch, dass wir ja nicht mal wissen, ob und wann Jesus jetzt seine Jünger getauft hat. Also entweder ganz am Ende, so nach unserem Stil, wir begleiten die Menschen sehr eng, dann lassen sie sich taufen, sind in der Gemeinde und wir verziehen uns. Das hat Jesus wohl kaum gemacht. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Also wenn Jesus selbst die Jünger getauft hat, dann eher am Anfang seiner Wirkzeit. Aber warte, dann hat er ja 3 Jahre damit verbraucht, danach noch mit ihnen intensiv Zeit zu verbringen, aber warum?

Ganz einfach, Jünger ist nichts anderes als ein Schüler. Das Jüngerprinzip in der Zeit Jesu sah vor, dass eifrige Juden, wenn sie die Möglichkeit hatten, so viel Zeit wie möglich mit ihrem Rabbi verbrachten, seine Lebensweise imitierten und dabei immer, wenn es ging, Fragen zu seinen Lehren, Ansichten etc. stellten. Jünger sein heißt also in eine Lebensschule zu gehen und das erst so richtig, wenn ich mich voll dafür entscheiden habe. Wenn wir nämlich Jesus im Missionsbefehl ausreden lassen, merken wir, dass die Reise so richtig erst anfängt nach der Taufe.

So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.” (Matthäus 28,19–20, Schlachter, Fett druck von mir)

Wir sollen sie lehren, nicht einfach wie in der Uni, "hier sind die Informationen, die Vorlesung findet von 10 bis 11:30Uhr statt. Ob du kommst oder nicht, ist dein Bier." Nein, sondern wir sollen sie darin begleitet zu treuen Jüngern zu machen. Gerade die ersten Schritte im Glauben sind doch mit Fragezeichen, Zweifeln, schwer einzuordnenden Erfahrungen und so viel Veränderung verbunden, gerade da sollten wir doch eng mit jedem unterwegs sein, bis seine jungen Wurzeln tief in der Gemeinschaft der Heiligen verankert sind, dann haben wir Jesu Gebot vollständig erfüllt.

Fazit: Aber was ist denn mit den Anderen?

Stimmt natürlich ist der Vorwurf, was ist mit allem denen, die die rettende Botschaft noch nicht angenommen haben berechtigt und wichtig. Man kann von beiden Seiten vom Pferd fallen. Und eine Gemeinde bracht beides! Ohne Jüngerschaft habe ich irgendwann kaum mehr neue Leute, die sich für Evangelisation begeistern lassen, ohne Evangelisation habe ich irgendwann keine Leute mehr, die Jüngerschaft und Begleitung brauchen.

Wichtig ist, eine Gemeinde braucht beides, sowohl die initiale Evangelisation als auch die Begleitung danach, um Jesus hier wirklich treu zu sein. Wo schwächelt es bei dir persönlich? Aber wo hast du auch deine Gaben, um sie deiner Gemeinde einzubringen? Die Herausforderung ist beides aktiv in der Gemeinde zu leben und ich glaube, wir können in den meisten Gemeinden hier wachsen. Und es ist recht einfach zu identifizieren, wo der Mangel bei euch in der Gemeinde ist. Also lasst uns aktiv werden, es braucht vermutlich nur ein Gespräch mit der Gemeindeleitung oder den Pastoren (und natürlich dann der ganze Aufwand danach etwas Neues zu starten oder etwas Totem wieder leben einzuhauchen).