Unser Kleinglaube
Was meint Jesus mit Kleinglaube?

Mich haben schon immer die Worte von Jesus verwundert, als er seine Jünger zurechtwies, mit dem Satz: "oh ihr Kleingläubigen". Irgendwie hört sich das für mich immer so an, als wären die Jünger dumm gewesen, verpeilt oder würden etwas Entscheidendes verpassen. Aber was war das? Was meint Jesus mit Kleinglaube?
Vor einigen Jahren war die Jahreslosung: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben!" (Mk 9,24) Auch hier steckt ein scheinbarer Mangel an Glauben drin. Glaube ist wohl nicht so ein all or nothing Ding. Es ist immer auf etwas gerichtet. Worin legst du dein Glauben? An was glaubst du? Diese Fragen zeigen uns ja schon, dass Glaube immer auf etwas gerichtet ist. Also was ist es, was die Jünger verpassen? Warum straft Jesus sie mit diesem Wort ab? (Falls es überhaupt so gemeint ist)
Oswald Chambers meditiert in einer Andacht über die Frau am Brunnen, mit Jesus (konkret Joh 4,11) darüber, was uns an Jesus zweifeln lässt. Die Frau versteht nicht, wie Jesus ihr Wasser geben soll, wenn er nicht mal was zum Schöpfen dabei hat. Er legt hier in seinen Gedanken den Finger in eine Wunde, für die ich lange blind war. Er sagt oft verkaufen wir unsere Lage, unsere Probleme und Herausforderungen im Leben, als etwas, was mit uns zu tun hat. Wir sagen, wir würden an uns selbst zweifeln, an unserem Glauben, unserer Verbindung zu Gott, unserem schlechten Gebetsleben usw. Und ich selbst ertappe mich oft genau an in diesen Gedanken, "man ich sollte mal wieder besser mein Gebetsleben pflegen" oder "wieso lasse ich meinen Leseplan schleifen?". Chambers hingegen sagt, genau, dass hier unser Fehler ist, der uns abhält, von Jesus beschenkt zu werden, wir meinen, das Problem liegt an dem Unglauben uns gegenüber und dabei werden wir blind dem Zweifel Jesus gegenüber. Wir glauben nicht daran, dass Jesus der allmächtige Sohn Gottes ist, dass er es vermag, auch in dieser Lage uns lebendiges Wasser zu schöpfen.
Und ich glaube, hierin liegt mein Kleinglaube. Vielleicht auch der Kleinglaube der Jünger damals. Sie haben es Jesus schlichtweg nicht zugetraut. Doch vielleicht sollten wir das mehr und mehr tun. Egal wo ich stehe, Jesus vermag mir lebendiges Wasser zu spenden, denn er ist der wahrhaftige Sohn Gottes.